Karnevalsgesellschaft
Essener Funken 1929 e.V.
Karnevalsgesellschaft Essener Funken 1929
e.V.
Vereinsgeschichte
Was war das für ein Jahr, als sich die Essener Funken gegründet
haben? 1929, in New Yorks Wallstreet fand der schwarze Freitag, der
große Börsenkrach statt, der die Weltwirtschaftskrise einläutete.
Unsere Stadt Essen vergrößerte sich flächenmäßig fast um die
Hälfte. Eingemeindet wurden im Zuge der Gebietsreform am 01.08.1929
Karnap, Stoppenberg, Kray, Steele, Überruhr, Heisingen, Kupferdreh
und Werden. Am 29.06.1929 eröffnete die große Ruhrländische
Gartenbauausstellung (die heutige Gruga) ihre Pforten. Das
wichtigste Ereignis aber war, dass sich einige Essener Bürger im
Deutschen-Haus zusammenfanden und die Essener Funken gründeten. Die
erste Sitzung der Gesellschaft startete 1929 in der Bredeneyer
Krone. Weitere Schauplätze karnevalistischer Gefechte waren die
Arkadia, die Kaupenhöhe und Sträters Weindorf. Vor allem aber die
Reithalle am Holleplatz, in der u. a. das Hauptquartier der
Essener Funken war. Hier konnte man die Funken erleben.
Hausfrauennachmittage (so wie sie damals noch hießen),
Prunksitzungen und Galasitzungen wechselten sich ab. Es war nicht
selten, dass 28 Sitzungen in einer Session abgehalten wurden. Bei
der Galaprunksitzung wurde seiner Zeit immer zum Schluss ein
Höhepunkt angekündigt. Der Präsident verließ seinen Thron und gab
dem Stallmeister seine Uniform. Der kam auf einem großen Schimmel
in Funken Uniform in die Manege geritten und führte die „Hohe
Schule“ vor. Am Ende einer Vorstellung - ein Paukenschlag - Pferd
und Reiter legten sich nieder und lagen mitten in der Manege. Die
Reithalle lag im Dunklen, nur die Manege wurde rot angestrahlt. Es
war eine unvorstellbare Stille. Die Kapelle spielte Morgenrot,
Morgenrot leuchtet mir zum frühen Tod. Dann ein Trommelwirbel, das
Licht flammte auf, die Kapelle spielte einen Reitermarsch, und
Pferd mit Reiter sprangen auf, und es ging im Galopp durch die
Manege. Es war jedes Mal eine gelungene Darbietung. Auch in anderen
Städten wussten die Funken zu überzeugen, so in Köln, Düsseldorf,
Duisburg, Oberhausen, Mülheim, Dortmund, Recklinghausen und Witten.
Im Krieg ist die Reithalle am Holleplatz ausgebrannt. Nach dem
Krieg wurde an gleicher Stelle ein Hippodrom errichtet, das sich
leider nicht lange gehalten hat. Der Zweite Weltkrieg war zu Ende.
Er nahm uns viele erfahrenen Karnevalisten. Unsere gesamte
Ausrüstung und das gesamte Zubehör wurden Opfer der Bomben. Nur
wenige Mitglieder konnten 1946 der ersten Einladung zur
Monatsversammlung in den Ruhrstein folgen. Zunächst wurde unter
großen persönlichen Verzichten und tatkräftiger Unterstützung
einiger Gönner, die Anschaffung von Uniformen und Zubehör in
Angriff genommen. Auch die ersten karnevalistischen Sitzungen
gingen über die Bühne, und zwar in der Bredeneyer Krone, im
Volkshaus in Kray, im Büglerbau, am Viehofer Platz, im Handelshof
in Mülheim, bei Arnolds in Rüttenscheid und an vielen
ver-schiedenen Orten. 1948 gastierten die Funken im Zirkus Bügler,
zwei Abende vor ausverkauftem Haus. Es wurde geschunkelt, dass Frau
Bügler Angst um ihren Zirkus hatte, und uns bat, nicht zu viel zu
schunkeln, da der ganze Zirkus wackelte. Das war aber eine
schwierige Angelegenheit. Selbst Schauspieler Rene Deltgen kam zu
uns auf den Thron, um mit uns Arm in Arm zu schunkeln. Trotz
Ermahnung, es war sehr sehr schön. Die Funken machten auch
Auslandsbesuche, Belgien und Holland waren die Ziele.
Kasernensitzung in Dülmen, Kasernenansturm in Essen-Kray, um hier
nur einige zu nennen. 1956/57 gab uns Lutz von der Stein in seinem
Kegelclubhaus auf der Rüttenscheider Straße eine neue Heimat. Dort
feierten wir 1959 auch unser 30-jähriges Bestehen. 1957/58 bekamen
wir eine Kanone. Sie wurde auf den Rosenmontagszügen als schweres
Feldgeschütz mitgeführt. Bonbons wurden etwa 20 m weit mit der
Kanone geschossen. Der großartige Aufbau, nach dem totalen Verlust
und das Anwachsen der Mitglieder, verdanken wir unserem
damaligen
1. Vorsitzenden Helmut Schümmelfeder, aber auch vielen Anderen. Besonders trug auch unser Karl Holzapfel dazu bei, dass man sich bei den Funken wohlfühlte. In dieser Zeit kam auch Lilli Hoffmann, unsere unvergessene Marketenderin, zu uns. Die Garde bekam zwei junge Funkenmariechen - Gundi Diez und Karin Appelles -, und siehe da, zwei Gardisten erkannten sofort die Qualitäten der Beiden. Jahrzehnte rückten sie als „Grande Damen“ unserer Gesellschaft den Männern ab und zu den Kopf zu Recht. Die Funken waren bis 1978/79 eine reine Männergesellschaft. Frauen - intern „Funkenmuttis“ genannt, durften zwar mitarbeiten, hatten aber weder Sitz noch Stimme in der Gesellschaft. Das änderte sich erst 1978 als Rolf Knipp zum 20sten mal den Antrag an die Versammlung stellte, Frauen in die Gesellschaft aufzunehmen. Er drohte sogar damit, alle Aktivitäten zum 50-jährigen Jubiläum einzustellen, da er sich außerstande sehe, das 50-jährige Jubiläum (1979) ohne Hilfe der Frauen vernünftig zu gestalten. Den Weg dazu bereitet hatte Lilli, die ungeniert auf den Versammlungen erschien, ihre Stimme erhob und nicht immer sanft mit der versammelten Männlichkeit umging. So wuchs dann langsam die Einsicht, dass auch Frauen wertvoll für das Vereinsleben sein können. Dieser Prozess dauerte 49 Jahre. Bei der Gründung der Essener Funken gab es auch keine Funkenmariechen, wir hatten einen Hoppeditz und einen Pagen. Der Hoppeditz hatte die Aufgabe, die Auftretenden in die Welt der Bütt zu holen, aber auch der Kapelle zu zeigen, wann ein Tusch angebracht war. Des Weiteren gestaltete er mit tänzerischen Mitteln, die Schunkelanimation. Der Page hatte dafür zu sorgen, dass die Gläser auf dem Thron nicht leer wurden. Bei der Ordensverleihung brachte er die Orden auf einem blauen Samtkissen zum Präsidenten, der dann die Verleihung vornahm. In Essen gab es auch mal ein männliches Mariechen, das auch bei den Funken aufgetreten ist. Nach 1947 gab es auch weibliche Funken-mariechen und eine weibliche Pagin. Die Vereinsleitung lag in den Händen des jeweiligen 1. Vorsitzenden. In den sechziger Jahren wurden zeitweilig kaum neue Mitglieder aufgenommen, denn die Funken gaben die Parole aus: Wir bleiben unter uns. Das stellte sich im Nachhinein als nicht gut für das Vereinsleben heraus, denn wo frisches Blut fehlt, fehlen auch neue Impulse. Das Althergebrachte kann nur erhalten werden, wenn Neues dazu kommt. Großes Glück hatten die Funken mit ihrer Programmgestaltung, da aus eigenen Reihen Kräfte kamen, die in der Lage waren im Programm mitzuwirken. Wir hatten 3 Tanzcorps, das Erste fand sich in den Jahren 1967/68, es war eine gemischte Gruppe, 4 Mädchen und 2 Jungen. Unvergessen ist ihr Charleston. Die Essener Dötze, die den Funken freundschaftlich verbunden waren, wussten immer auf den Sitzungen zu begeistern. In den 80er Jahren kam wieder eine Truppe aus den eigenen Reihen, die mit Ihrer Mexicoshow begeisterte. Auch in den 90ern wurde mit jugendlichen ein Tanzcorps aufgebaut, welches eine Bereicherung für unsere Programme war. Einige Sänger aus unseren Reihen waren dabei und verschönerten die Sitzungen. An Büttenredner hatten wir Funken keinen Mangel. Einige von ihnen waren weit über die Grenzen von Essen bekannt. So holten die Funkenredner bei einem Büttenrednerwettbewerb in Castrop-Rauxel unter 44 Karnevalsgesellschaften des Bundes Ruhrkarneval die ersten 3 Plätze. Wie es bei den Funken zuging, mag das Wort eines Chronisten aus den 70er Jahren widergeben. Gegen Ende der 19. Flasche Wein verließ der Elferrat glasigen Auges und schunkelnden Schrittes den Thron, um endlich etwas zu trinken. 1977 wurde das Hoppeditzerwachen bei den Funken eingeführt. Seit dieser Zeit wird der Hoppeditz der Funken jedes Jahr am bzw. nach dem 11.11. in Rüttenscheid erweckt. Zur Unterstützung beim Umzug waren Tanzgarde, Fanfarencorps, zahlreiche Gastvereine, das Stadtprinzenpaar sowie das Kinderprinzenpaar dabei. Für alle Aktiven und für die Zuschauer gab es ein Korn und ein Stück Blutwurst zum Kosten. Auch die Hoppeditzbeerdigung mit anschließendem Fischessen gehört zu unserem Brauchtum. Karnevalsdienstag zieht dann die Garde zu einer Blitzsitzung auf, denn in einer Kurzveranstaltung wird der Hoppeditz immer schwächer und müder, bis er schließlich ruhig einschläft. Betrauert von der Garde, den Funkenmariechen und den anwesenden Karnevalisten, hält der Leichenbestatter (Präsident) eine kurze Trauerrede, wonach dann der Hoppeditz aus dem Saal getragen wird. Die Garde zieht noch einmal ein, der Präsident spricht ein paar Dankesworte und der Kommandant lässt die Fahne einrollen. Wenn die Garde mit eingerollter Fahne aus dem Saal auszieht, nehmen alle Funken im Saal, Mütze, Orden und Ehrenzeichen ab. Wenn alle in zivil sind, beginnt das Fischessen. Damit ist die Session beendet. Aber bevor es soweit ist, wird ein Tag zuvor, am Rosenmontag der Umzug besucht oder wenn möglich mitgewirkt. Noch eine Besonderheit der Essener Funken ist die jährliche „Zündfunkenorden Verleihung“ auf unserer Galasitzung (siehe auch „unsere Zündfunken“, die Geschichte eines Ordens.
2 WEB Jan. 2013